Bei Swiss Crochet lieben wir es, Kreativitat zu feiern. In unserer Serie Meet the Maker stellen wir Designerinnen und Makerinnen vor, deren Leidenschaft, Können und Fantasie das Handwerk zum Leben erwecken. In jedem Beitrag lernst du ihre Geschichte kennen und entdeckst die wunderschönen Werke, die sie schaffen.
Ich möchte dir Asya Franke vorstellen – den kreativen Kopf hinter wunderschönen Knopfdesigns aus Keramik und Porzellan.

Kannst du uns ein wenig über dich erzählen?
Ich lebe derzeit auf Teneriffa, aber mit dem Knopfmachen habe ich in Deutschland begonnen, wo ich die letzten 14 Jahre gelebt habe.
Alles fing damit an, dass ich ein Stoffgeschäft hatte. Eines meiner wichtigsten Produkte war Walkloden. Er ist in Deutschland sehr beliebt für Kinderjacken, da er temperaturregulierende Eigenschaften hat.
Immer wieder gab es Herstellungsfehler wie kleine Löcher oder Knoten, sodass ich Teile herausschneiden musste. Manchmal waren diese 50–70 cm gross und ich legte sie beiseite, um etwas für mich oder meine Familie zu nähen.
Schnell sammelte sich einiges an und ich begann, Kinderjacken und Westen zum Verkauf zu nähen. Auf der Suche nach Ideen stiess ich im Internet auf Keramikknöpfe und liess mich wohl ein wenig mitreissen 🙂 Heute sind es nur noch Knöpfe – keine Jacken oder Stoffe mehr.


Wo zeigen sich Verspieltheit oder Experimentierfreude in deiner Arbeit am natürlichsten?
Zum Glück bieten Keramikarbeiten endlose Möglichkeiten zum Experimentieren. Dieselbe Glasur kann je nach Tonmasse, Brennplan, Abkühlgeschwindigkeit, Position im Ofen und sogar je nach „Nachbar“-Glasuren ganz unterschiedlich aussehen.
Ich liebe es auch, verschiedene Glasuren übereinander zu schichten. Da ich von Hand glasiere und nie die gleiche Schichtdicke garantieren kann, ist das Öffnen des Brennofens ein bisschen wie Weihnachten – man weiss nie genau, was man bekommt. Aus demselben Grund nehme ich nur selten Sonderanfertigungen an und verkaufe lieber das, was gerade auf Lager ist.
Was war die transformierendste Fähigkeit oder Lektion, die du seit Beginn deiner Arbeit gelernt hast?
In Anknüpfung an die vorherige Antwort würde ich sagen: Akzeptanz. Im echten Leben bin ich ein ziemlicher Kontrollmensch. Ich mache Dinge gerne gründlich und verlasse mich darauf, dass gute Arbeit auch ein erwartbares Ergebnis bringt. Das funktioniert bei Keramik überhaupt nicht.
Selbst wenn man denkt, alles unter Kontrolle zu haben, kann es ein Problem mit dem Strom geben und der Brand dauert eine Stunde länger – was das Endergebnis mancher Glasuren verändert. Das wird einem schon im ersten Keramikkurs gesagt, aber wirklich verstehen tut man es erst nach einigen Brennzyklen.
Manche Rückschlaege sind schwer zu verkraften – besonders wenn man denkt, man hätte 100 rote Knöpfe gemacht und sie kommen schmutzig braun heraus, weil die Temperatur 10 Grad höher war als erwartet, oder sie bekommen blaue Flecken, weil die Nachbarglasur zu aggressiv war.


Wenn du einen Aspekt der Handarbeitskultur für zukünftige Generationen bewahren könntest, welcher wäre es?
Erinnerungen. Handgemachte Kultur ist meist etwas, das in der Familie weitergegeben wird. Wenn ich an meine Mutter, Tante und Grossmuetter denke, habe ich in meiner Kindheit genaeht, gestrickt, von Hand gestickt und vieles mehr.
Ich hatte das Glück, Kleider zu tragen, die meine Mutter genäht und mit Spitzen verziert hatte, die von meiner Urgrossmutter gemacht wurden. Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Urgrossmutter uns schimpfte, wenn wir die Klöppel auf dem Kissen verschoben haben, auf dem sie ihre Spitzen fertigte. Erst heute verstehe ich, was für ein Desaster es gewesen sein muss, all die verschobenen Fäden wieder zu entwirren.
Ich erinnere mich auch an eine korallenfarbene Jacke, die meine Mutter mir genäht hat und deren Futter aus einem alten karierten Hemd meines Vaters geschnitten war. Erst 20 Jahre später, als ich sie nach ihren Schnittmustern fragte (denn Retro ist immer eine gute Idee), stellte ich fest, dass sie Schnittmuster und Anleitungen von Burda auf Deutsch verwendet hatte – obwohl sie nie Deutsch gesprochen hat! Aber damals war das die einzige Möglichkeit.
Ich besitze noch immer einen Schal, den meine Grossmutter gestrickt hat, die inzwischen verstorben ist. Jedes Mal, wenn ich den Schrank öffne und ihn sehe, denke ich an sie. Ja, ich glaube, indem wir handgemachte Dinge erschaffen, schaffen wir Erinnerungen für kommende Generationen – sei es durch den Entstehungsprozess oder durch die Person selbst.






